Einen solch großartigen Festtag hat das THG schon seit langem nicht mehr erlebt: Die Mensa feierte ihr 50-jähriges Bestehen, und fast 250 Menschen kamen am 27. September 2024, um mitzufeiern. Dabei war es eine kluge Entscheidung der Macher*innen, dieses außergewöhnliche Jubiläum in zwei Abschnitten zu begehen. Nachmittags gab es in der Aula einen offiziellen „Festakt“ mit geladenen Gästen und Reden. Und abends eine gemütliche Party, zu der sich Mensa-Eltern aus fünf Jahrzehnten im Vorfeld angemeldet hatten.
„Die Mensa ist ein Aushängeschild für die Stadt Esslingen und das THG.“ (Esslingens Schul-Bürgermeister Yalcin Bayraktar)
Dirk Hiddeßen, der komissarische Schulleiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums, begrüßte beim Festakt die Gäste und erinnerte sich in seiner Rede an seine eigene Schulzeit, in der es für die Schüler*innen in der Regel höchstens – wenn der Hausmeister oder das Hausmeister-Ehepaar dazu motiviert war – kleine (aufgewärmte) Speisen gab. Aber: An den Kakao aus der Tüte, den es damals überall zu kaufen gab, hat Hiddeßen noch heute nur die besten Erinnerungen. Wie anders die Verpflegungslage in der THG-Mensa. „Als ich zum ersten Mal hier von Herrn Burgenmeister zum Essen eingeladen war, konnte ich es nicht glauben“, so Hiddeßen, „Kärtchen auflegen, Salat, Nachtisch, Hauptspeise und: NACHSCHLAG. Das war beeindruckend!“
Yalcin Bayraktar, Bürgermeister für Ordnung, Soziales, Bildung, Kultur und Sport, ließ sich bei seinem Grußwort der Stadt Esslingen von den Kindheitserinnerungen anstecken. „Ich überlege gerade, was ich damals als Kind türkischer Gastarbeiter zum Essen mit in die Schule gebracht habe“, sagte Bayraktar, der nach seiner Erinnerung immer das mitgebrachte Vesper mit seinen Mitschülern gemeinsam verspeist – und manchmal auch getauscht hat. Ein kulinarisch-kultureller Austausch unter Kindern, mit dem der Schul-Bürgermeister den Bogen schlug zur THG-Mensa. Es werde mit viel Aufwand gekocht und die Qualität stehe an oberster Stelle. Und: „Sie kochen hier mit viel Liebe“, so Bayraktar. Dass sich die Mensa über ihre 50 Jahre zu einem Ort des „Miteinanders, der Begegnung und des Austauschs“ entwickelt habe, sei ein wichtiger Faktor. „Das braucht es immer mehr in Zeiten, in denen alles immer schneller geht und gehen muss“, sagte der Bürgermeister. Er endete mit einem Versprechen: „Die Stadt Esslingen als Schulträger wird die Arbeit des Vereins und der Elternschaft in dieser Mensa auch weiterhin immer positiv begleiten.“ Zum Jubiläum überreichte er einen Gutschein für ein elektrisches Messer-Schleifgerät und einen Scheck über 250 Euro.
Andrea Herdtle, die erste Vorsitzende des Vereins „Schülerförderung-THG-Cafe e.V.“, der die Mensa verantwortlich betreibt, freute sich über Worte und Geschenke – und führte weiter durchs Programm. Zusammen mit Dorothee Frohnmaier und Antigona Beka, den hauptamtlichen Kräften der Mensa, hatte sie den größten Teil der Vorbereitungen für diesen Festtag gestemmt und zusammen mit Bettina Müller die Festschrift gestaltet.
Der Dank der Schulgemeinschaft dafür sei allen gewiss, wie Catrin Spickermann in ihrer kurzen Ansprache unterstrich. Die Elternbeirats-Vorsitzende erinnerte auch an den jährlich wiederkehrenden Fondue-Abend, an dem Lehrer*innen und Schüler*innen sich um das kulinarische Wohl der Koch-Eltern kümmern, um damit „danke“ zu sagen. „Bei diesem Fest und in der Mensa herrscht immer gute Laune und es ist eine großartige Gemeinschaft“, so Catrin Spickermann. Musikalisch umrahmt wurde dieser Teil der Festivitäten vom THG-Symphonie-Orchester.
„Der elternbetriebene Ansatz hat es uns ermöglicht, eine Atmosphäre der Herzlichkeit und des Zusammenhalts zu schaffen“ (Mensa-Vereinsvorsitzende Andrea Herdtle)
Den zweiten Teil des Festtags, der um 19 Uhr begann, leitete Andrea Herdtle dann selbst mit einer launigen Rede ein. Darin erinnerte sie an die ersten Stunden der Mensa vor 50 Jahren im Keller-geschoss, wo sich heute das Schüler-Café befindet. Dort aß wenig später auch ein Referendar namens Winfried Kretschmann. Geschadet hat es ihm nicht, heute regiert der Grünen-Politiker als Ministerpräsident das Land Baden-Württemberg. In fünf Jahrzehnten entwickelte sich aus der „Café“ eine nahezu professionelle Großküche in einem eigenständigen Gebäude, in dem täglich 150 bis 250 Essen ausgegeben werden. Nicht ohne Stolz sagte Andrea Herdtle: „Der elternbetriebene Ansatz hat es uns hierbei ermöglicht, nicht nur köstliche Mahlzeiten zu fairen Preisen zu servieren, sondern auch eine Atmosphäre der Herzlichkeit und des Zusammenhalts zu schaffen.“ Die 180 ehemaligen und aktuellen Koch-Eltern, die sich für diese Abendveranstaltung angemeldet hatten, lauschten aufmerksam und waren angesichts mancher Ausführungen durchaus gerührt. Andrea Herdtle schloss mit dem Ausruf: „Auf die nächsten 50 Jahre! Möge unsere Schülermensa weiterhin ein Ort der Begegnung, der Freundschaft und des Genusses sein.“
Die schwungvolle Überleitung zum gemütlichen Teil des Abends besorgte die Jazz-Band des THG, die nach ihren Stücken stehend gefeiert wurde und um eine Zugabe nicht herumkam. Daraufhin ging es hinüber in die Mensa, wo bei „einem traditionellen Essen aus Zeiten, in denen die Mensa noch Schülerspeisung hieß“ (Andrea Herdtle) viel geredet und noch mehr gelacht wurde über Anekdoten, die es in 50 Jahren Mensa natürlich zuhauf gegeben hat. Die Bandbreite war enorm: Eltern, deren Kinder gerade in die 5. Klasse gekommen sind, und Großmütter, deren Enkelkinder inzwischen das THG besuchen, saßen Tisch an Tisch (später auch wieder draußen und in der Aula an den Stehtischen) und genossen einen wunderschönen Abend in ihrem THG. Ein tolle Jubiläums-Party, die einmal mehr unterstrich, welche Facetten von Schulgemeinschaft es an unserer Schule gibt. Danke an die Organisator*innen! Es war ein unvergesslicher Abend, der erst gegen 23:30 Uhr sein harmonisches Ende fand.
Text und Fotos: Jürgen Roos